Seit ein paar Jahren mache ich mich jeweils im Sommer auf eine vierwöchige Reise. Ich befreie meinen als Camper ausgebauten VW T6.1 Transporter von der Rücksitzbank, baue stattdessen an die rechte Seitenwand ein selbstgebasteltes Regal, welches ich mit diversen Kisten bestücke, gefüllt mit Klamotten, Kameras, ein paar Lebensmitteln, Werkzeug. Und - das Wichtigste an der ganzen Angelegenheit - ein Motorrad muss natürlich auch mit rein. Anfangs war das meine BMW R 1200 R "Rosa". In den letzten Jahren durfte "Emma" mit, meine KTM 890 Duke R. Die ist einfach ein wenig schmaler und vor Allem deutlich leichter. Darum kann ich sie über die Rampe problemlos im ersten Gang in den Bus bugsieren und brauche keine Seilwinde, wie bei der doch unhandlicheren Rosa.
2023 führte mich meine Reise auf die iberische Halbinsel. Geplant habe ich eine Umrundung, beginnend im Nordosten in Barcelona, dann durch die Pyrenäen an die Biskaya, entlang der Atlantikküste nach Galizien im äußersten Nordwesten, auf dem Weg dorthin natürlich durch die Picos de Europa, dann die Westküste runter durch Portugal an die Algarve, über Andalusien und die Mittelmeerküste wieder in die Pyrenäen, wo ich einige meiner Motorradfreunde treffen wollte, und dann schließlich nach Hause. Bis auf ein paar wetterbedingte kleine Umwege konnte ich diese Route im Großen und Ganzen umsetzen.
Wie immer fahre ich Campingplätze in reizvoller Umgebung an, bleibe ein paar Tage und unternehme von dort aus Tagestouren mit Emma. Das hat den Charme, dass ich dabei ohne voluminöses Tourengepäck unterwegs bin, nur mit dem Nötigsten für eine Tagestour. Wenn es mir zu viel regnet, konsultiere ich meine Wetter-App und dirigiere den Bus als Nächstes dahin, wo die Sonne lacht. Notfalls kann ich mal einen Tag im Bus verbringen, ohne mich auf dem Motorrad im Regen durchweichen zu lassen. Na ja, man wird halt älter und bequemer.
Ich sehe diese Reisen nicht als reine Motorradtouren, sondern genieße dabei auch Stadtbesichtigungen. Mein Interesse gilt dabei Museen, geschichtsträchtiger und moderner Architektur, kulinarischen Besonderheiten, den Menschen mit ihrer Mentalität, Sprache und Kultur. Wenn es in der jeweiligen Stadt keinen zentral gelegenen Campingplatz gibt, leiste ich mir auch mal ein Hotel mit dem Luxus eines weichen Bettes, einer bequemen Dusche und eines üppigen Frühstücksbuffets. Nicht, dass mir das Camperleben zu unbequem wäre, nein, ich genieße es sogar. Aber hin und wieder ein wenig Luxus und Bequemlichkeit... OK, das hatten wir ja schon beim Thema Regen.
Damit der Beitrag nicht allzu lang wird, zeige ich in diesem Beitrag erst mal die Städte. In einem weiteren kommt dann das Motorradfahren zur Sprache.
Ach so, wer es gerne noch genauer hätte, hier ist die gesamte Tour in ausführlichen Tageshäppchen: https://www.facebook.com/motolupo.motorradfoto
Also los geht's. Der wie üblich randvoll bepackte Bus bringt mich am ersten Tag gleich nach Barcelona, wo mich ein gebuchtes Hotel erwartet. Die nächsten zwei Tage bin ich zu Fuß und mit der Metro unterwegs. Auf dem Plan steht das Picasso-Museum, das MOCO, ein Museum für street art und sonstige moderne Kunst, eine geführte Tour durch mehrere Bars mit tapas und Getränken, eine Fahrt mit der Seilbahn auf den Stadtberg Montjuic, selbstverständlich die immer noch nicht ganz fertiggestellte Kathedrale Sagrada Familia als das wohl wichtigste Werk Gaudis, der Hafen und abends ein Gitarrenkonzert im prächtigen Jugendstilbau Palau de la Música Catalana.
Barcelona Guitar Trio: https://www.youtube.com/watch?v=9d6rVkhPRDs
Sagrada Familia: https://de.wikipedia.org/wiki/Sagrada_Fam%C3%ADlia?fbclid=IwAR32eViG8TRrx-Lx8HmUiNNFyLsmW02nsxmB8WZ95BbsnAEuB_JACDBiy3g
Die nächsten Tage führen mich in die Pyrenäen und an die Atlantikküste, darüber berichte ich im übernächsten Beitrag. Das heißt San Sebastian statte ich einen kurzen Besuch mit dem Motorrad ab, außerdem San Juan de Gaztelugatxe. Das ist eine kleine pittoreske Insel mit einer alten Kirche, die nur zu Fuß über eine Brücke erreicht wird. Hier wurden schon Szenen für Game of Thrones gedreht.
Einmal im Baskenland lasse ich mir Bilbao nicht entgehen. Hierher zieht mich vor Allem das Guggenheim-Museum an, einer der Ableger des New Yorker Hauses. Die Architektur Frank O. Gehrys ist atemberaubend, und auch die Kunst im Inneren lohnt den Besuch allemal.
Guggenheim-Museum Bilbao: https://de.wikipedia.org/wiki/Guggenheim-Museum_Bilbao?fbclid=IwAR1cwyLadqqxW2SFowx0eimhUcCwhjyfex7vCJytjd8Lt6yhEEZU5oD13YI
Wegen des Regens in Galizien lasse ich die Picos de Europa aus und fahre über León nach Portugal, wo mich wieder blauer Himmel erwartet.
Porto! Was für eine herrliche Stadt! Camping ist hier im Moment nicht möglich, also wieder mal ab ins Hotel. Die nächsten zwei Tage verbringe ich mit ausgedehnten Fußmärschen durch die Altstadt, einer Bootsfahrt auf dem Douro und einem Fado-Konzert. Was für den Spanier der Flamenco ist, das ist dem Portugiesen sein Fado. Die Altstadt mit ihren teilweise schon recht verfallenen Gebäuden hat einen ganz eigenen Charme.
Weiter geht's nach Lissabon. Der Campingplatz liegt hier mitten in der Stadt auf dem Hügel Monsanto. Auf einer geführten mehrstündigen E-Bike-Tour lerne ich die markantesten Ecken der Stadt kennen.
Danach führt mich eine Tour wieder mal durch diverse Bars, wo es typische Speisen und Getränke gibt, unter Anderem das - neben Portwein natürlich - typische Lissaboner Getränk Ginja oder, in der liebevollen Verkleinerungsform Ginjinha, ein super leckerer Sauerkirschlikör.
Nahe dem Campingplatz liegt ein verfallendes Vergnügungsgebäude, der Panorâmico de Monsanto, gepflastert mit zahllosen street art-Bildern.
Damit mein Zeitplan nicht durcheinander kommt, lasse ich auf dem Weg an die spanische Mittelmeerküste die Algarve rechts und Sevilla links liegen und quartiere mich auf einem wunderschön gelegenen Campingplatz nahe Tarifa ein, diesmal in einem kleinen Bungalow wegen des zweifelhaften Wetters.
Tarifa, genauer gesagt die über eine schmale Landbrücke erreichbare kleine Isla de las Palomas, ist der südlichste Punkt Festlandeuropas. Die Straße von Gibraltar ist hier gerade mal 14 Kilometer breit, die afrikanischen Berge und Tanger sind zum Greifen nah. Gleichzeitig treffen sich hier der Atlantik im Westen und das Mittelmeer im Osten.
Tarifa ist ein Kitesurfer-Paradies und Heimat von #firmm. Diese Gesellschaft hats sich der Erforschung und dem Schutz der Meeressäuger verschrieben. Auf einer Bootsfahrt sehe ich viele Grindwale und Delfine. Die hier ebenfalls zahlreichen Orcas bekomme ich leider nicht zu Sehen. Übrigens habe ich jetzt einen adoptierten Grindwal namens Nina.
firmm: https://www.firmm.org/de
Eine 700-Kilometer-Tagesreise später lande ich auf einem Campingplatz in Valencia, jetzt wieder bei Sonnenschein. Der bringt die sehr gut erhaltenen oder sorgfältig restaurierten prachtvollen alten Gebäude hervorragend zur Geltung.
Nahe der Stadt besuche ich #NaranjasDelCarmen, eine biologisch produzierende Finca mit Anbau von Orangen und anderem Obst und Gemüse. Dort bestelle ich öfter erntefrische erstklassige Erzeugnisse und habe einen "adoptierten" Oliven- und Orangenbaum.
Naranjas del Carmen: https://www.naranjasdelcarmen.com/de
Danach führt mich mein Weg wieder in die Pyrenäen, wo ich mich mit einigen Motorradfreunden treffe.
In Teil 2 geht es dann um den motorradfahrerischen Teil der Reise. Coming soon...
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